Frühling

Im Wald und auf dem Feld

Richtiges Verhalten im Frühling

Der Frühling ist da und damit auch die Brut- und Setzzeit. Damit sich Waldtiere wie Hasen, Rehe und Wildschweine, aber auch viele Vogelarten ungestört um ihren Nachwuchs kümmern können, sind sie vor allem in dieser Zeit auf Ruhe angewiesen. Deswegen appelliert die „Naturverstand“-Kampagne der Land&Forst Betriebe Österreich an alle Waldbesucher, insbesondere an Hundebesitzer, jetzt besonders Rücksicht darauf zu nehmen.

Die heimischen Wald- und Wiesenbauern beobachten mit wachsender Sorge, dass der Respekt vor Wildtieren, Waldanpflanzungen und landwirtschaftlich genutzten Flächen immer mehr abnimmt. Dass es die Menschen gerade im Frühling zur Erholung in die Natur zieht, sei nur zu verständlich und dagegen sei auch nichts einzuwenden, solange sich alle an wichtige Verhaltensregeln halten.

Mehr Respekt und Rücksicht 
Leider verhalten sich immer mehr Waldbesucher respekt- und rücksichtslos, auch wenn sie das teilweise gar nicht realisieren. Denn selbst wenn Waldbesucher gar kein Wild zu Gesicht bekommen, sehen oder wittern die Tiere den Menschen schon lange vorher und ergreifen die Flucht. Durch die notwendigien Rodungen aufgrund der Borkenkäferschäden oder Wetterkapriolen werden die Rückzugsräume und die Flächen für Nahrungssuche in den Wäldern ohnehin immer kleiner.
Menschen im Wald – teilweise mit Hundebegleitung – verursachen gerade abseits der Hauptwege vor diesem Hintergrund dann noch einmal zusätzlichen Stress für die Waldtiere. Dabei brauchen sie insbesondere zur Setzzeit vor allem Ruhe. Rehe, Hasen und Wildschweine bekommen jetzt und in den nächsten Wochen ihre Jungen und die werden zum Teil auf landwirtschaftlichen Flächen, Hecken und Walddickungen geboren.

Vielen Waldbesuchern ist gar nicht bewusst, dass es gesetzlich vorgeschriebene Verhaltensanweisungen für Erholungssuchende, Radfahrer und Reiter in der Natur gibt und dass ein Betreten des Waldes grundsätzlich nur auf ausgewiesene Forstwegen erlaubt ist. Radfahren und Reiten sind nur dann zulässig, wenn es ausdrücklich erlaubt ist, zum Beispiel durch entsprechende Beschilderung.

Jungtiere nicht berühren
Zudem appellieren die Land&Forst Betriebe an den Naturverstand der Besucher. Entdeckte Jungtiere sind in den häufigsten Fällen keine bedürftigen Waisenkinder und sollten niemals angefasst werden. Die Muttertiere befinden sich fast immer in der unmittelbaren Nähe und erscheinen erst, wenn die Menschen sowie die Hunde nicht mehr am Ort des abgelegten Jungtieres sind, um es dann zu säugen. Wenn man das Jungtier trotz Warnung anfasst, verliert das Tier seinen Eigengeruch und die Mutter nimmt es dann nicht mehr an. Das Jungtier würde dann elendig verenden.

Appell an Hundebesitzer: bitte immer an der Leine
Auf den landwirtschaftlich und forstlich genutzten Flächen dürfen aus dem selben Grund auch Hunde nicht frei herumlaufen oder mit ihnen gespielt werden. Wenn Hundebesitzer mit ihren Tieren unterwegs sind, sollten die Hunde auf ihre Kommandos hören. Wenn das nicht der Fall ist, müssen sie zum Schutz der Wildtiere angeleint werden. Doch trotz wiederholter Appelle kommt es manchmal vor, dass Hunde unangeleint in Wald und Flur umherlaufen, auch abseits der Forstwege und in teils großem Abstand zu den Haltern. Die können dann weder sehen, was ihre Hunde außerhalb ihres Blickfeldes machen oder wittern, noch können sie dann im Ernstfall noch eingreifen.

Wenn Hunde beim Herumstöbern im Gras zum Beispiel ein Kitz oder einen Junghasen entdecken, bei denen der Fluchtreflex noch nicht ausgebildet ist, geben Hunde manchmal ihrem Jagdinstinkt nach und betrachten die Jungtiere als leichte Beute. Genauso kommt es leider vor, dass ausgewachsene Tiere gejagt und in die Enge getrieben werden.

Mountainbiker abseits der Forstwege unterwegs
Neben Hundebesitzern fühlen sich Wildtiere mitunter auch durch Freizeitsportler gestört, insbesondere durch Mountainbiker. Laut Forstgesetz dürfen Mountainbiker nur auf ausgewiesenen Forstwegen unterwegs sein, aber nicht abseits davon und schon gar nicht mitten durch den Wald. Gerade in den letzten Jahren in Zeiten der Pandemie hat der Radverkehr im Wald stark zugenommen; der E-Bike-Boom hat diese Tendenz nur noch verstärkt. Dabei gilt auch hier, dass die Radfahrer das Wild zwar nicht sehen, es aber sehr wohl verscheuchen. Sie stören das Wild ungemein und das so nachhaltig, dass die Tiere erst sehr spät aus dem Wald herauskommen oder ein Gebiet bei dauerhafter Störung komplett meiden.

Daraus resultiert ein für die Forstwirtschaft kostspieliges Sekundärproblem, denn das Wild kann somit häufig nicht zu seinen gewohnten Äsungsflächen ausziehen. Sie verbleiben stattdessen in Junganpflanzungen im Wald und zerstören vom Hunger getrieben durch Schälen der Rinde und abfressen der Jungtriebe ganze Forstkulturen. Damit werden die Anstrengungen, den Wald klimafit für die Zukunft zu gestalten, erheblich gestört. Den Schaden hat dann nicht nur der Waldbesitzer, sondern letztendlich auch die Gesellschaft selbst.

Kitzrettung vor der Mahd
In Kürze werden sich Feldbewirtschafter mit der Suche nach Kitzen beschäftigen. Kurz vor dem ersten Grasschnitt – Ende Mai, Anfang Juni – steht für die gesamte Jägerschaft die Kitzrettung an. Zu Fuß mit jagdlich geführten Hunden – die Kitze nur anzeigen, aber nicht berühren – und zunehmend auch mit Hilfe von Drohnen wird auf Wiesen verstärkt nach Kitzen gesucht, bevor diese gemäht wird.

Der Appell der Land&Forst Betrieb an die Bürger lautet daher: „Bitte helfen Sie alle mit, unsere Natur, die Wildtiere und Pflanzen wieder mehr zu schützen, indem Sie alle mehr Rücksicht nehmen. Wir hoffen auf Ihre Unterstützung und auf Ihren „Naturverstand“.

Im entsprechenden Artikel in der Kronen Zeitung vom 17. Mai appelliert Ludovico Tacoli, der die Wälder im niederösterreichischen Pielachtal und um Schloss Birkfeld in der Steiermark hütet, die Flora und Fauna zu schützen. "Es gilt, Wildtiere und Pflanzen zu schützen, indem alle auf deren Lebensraum Rücksicht nehmen", bittet der Gutsbesitzer. Wie berichtet, versuchen die heimischen Land&Forst Betriebe - unterstützt von der "Krone" - mit ihrer "Naturverstand"-Kampagne die kostbaren grünen Schätze der Heimat zu bewahren.